Quendel (wilder Thymian)

Der Quendel oder Quandel, wie er auch genannt wird, ist eine interessante alte Pflanze, die heute etwas in Vergessenheit geraten ist, aber immer noch in guten Kräuterhandlungen gefunden werden kann. Das kriechende Gewächs mit den kleinen harten, stellenweise auch im Winter grünen Blättchen gehört zur selben botanischen Familie wie der Thymian und wird auch „wilder Thymian“ genannt, oder auf Latein „thymus serpyllum“, was auf den schlangenförmig kriechenden Wuchshabitus hinweist. Der Quendel ist als herbes, aromatisch duftendes Tee- und Gewürzkraut mit breiter Anwendungsmöglichkeit überaus beliebt in der volkstümlichen Naturheilkunde. Als Tee getrunken, soll der Thymian die bekannten prämenstruellen Stimmungsschwankungen, Oberbauchschmerzen und Menstruationsschmerzen bei Frauen lindern. Auch gilt die alte Sage, dass der wilde Thymian Alkoholikern hilft, von ihrem Laster abzukommen. Hierzu sollen Thymian- und Bohnenkrautstängel zu gleichen Teilen gemischt, getrocknet und zerrieben werden und mit heißem Wasser als Tee aufgegossen. Wenn man diesen Tee mehrere Tage lang nacheinander trinkt – entweder neun oder zwölf Tage lang – und dabei verspricht, dem Dämon Alkohol abzuschwören, soll man endlich nüchtern werden und genesen. Natürlich ist es bei dieser Art von Kur nötig, die erforderliche psychologische Konzentration und Willenskraft aufzubringen. Außer dieser legendären frühen Form einer Sucht-Therapie hatte der wilde Thymian noch eine weitere, sehr angenehme magische Begleiterscheinung, er sollte nämlich das Geschäft und den Geldeingang verbessern. Dazu schwang man einen Stängel über dem Kopf und sagte „Quandel mach mir Handel“, und sofort sollten sich die Auftragslagen steigern.


Zurück

Portal-System by flexcom.de